Mitteilung von Munich Cowboys vom 09.06.2006

Unaufmerksamkeit in Spitzenspiel

An mangelnder Vorbereitung hat es jedenfalls nicht gelegen. Nach Nürnberg sind sie gefahren, um sich ein Auswärtsspiel der Berlin Kobra Ladies anzusehen. Um ein Video zu drehen. Und um die Läufe der Berlinerinnen zu analysieren. Doch der große Aufwand hat sich für die Munich Cowboys Ladies diesmal nicht ausgezahlt: Mit 18:25 ging das Bundesliga-Spitzenspiel verloren. Das Ende einer langen Siegesserie des Deutschen Meisters, denn seit September 2004 hatten die Münch-nerinnen kein Bundesliga-Match mehr verloren. Head Coach Shahram Fardin versuchte dennoch, Haltung zu bewahren. Und das verlorene Spitzenduell gefasst hinzunehmen. „Jede Niederlage ist schlimm“, meinte Fardin. „Aber wir können sie wegstecken. Und wieder gewinnen. Beim Auswärtsspiel in Berlin brauchen wir nur einen Touchdown mehr. Dann sind wir wieder vorn in der Tabelle.“


Der Münchner Head Coach sah eine „unnötige Niederlage“ seines Teams. Die Cowboys Ladies hatten ihre Gegnerinnen im ersten Viertel klar beherrscht. Eva Hütten lief über 40 Yards zum Touchdown und erzielte das 6:0. Kurz darauf erhöhte Susi Stolle auf 12:0, nachdem sie einen langen Pass auf Linksaußen heruntergepflückt hatte. „Am Anfang hat man gesehen: es läuft“, sagte Tiffany Dinges, die gegen Berlin auf der Position des Guards spielte, mit der Aufgabe, die gegnerische Verteidigung zu knacken. „Wir hätten die Kobra Ladies heute besiegen können.“


Doch die waren mit einem deutlich stärkeren Kader als noch in der vorigen Saison, als sie mit 0:38 und einigen Blessuren vom Feld gingen, nach München gekommen. Schon beim Match in Nürnberg sei zu erkennen gewesen, meinte Tiffany Dinges, dass die Berlinerinnen „konditionell sehr fit“ sind: „Wir wussten, dass sie die stärksten Gegnerinnen in unser Gruppe sind. Sie können Druck machen, vor allem an der Line.“ Running Back und Safety Susi Erdmann ist in das Team der Kobra Ladies zurückgekehrt – eine erfahrene Spielerin und schnelle Läuferin zugleich.


Für die Cowboys Ladies spielte Sabine Gotsch auf der Quarterback-Position, Eva Hütten als Halfback. Doch nach gelungenem Start schlichen sich „Fehler und Unkonzentriertheiten“ in das Spiel der Münchnerinnen ein, sagte Christian Dje aus dem Cowboys-Trainerstab. „Mal in der Line, mal im Laufen, mal im Tackeln“, meinte Susi Stolle. Tiffany Dinges sah „zu viele Fehler in der Offense, ganz viele in der Defense“. Michaela Wiedemann hatte, als sie auf der rechten Außenbahn an den Ball kam, noch die Chance für einen weiteren Touchdown, zum 18:7. Doch sie konnte, bei Sprühregen, den nassen Football nicht unter Kontrolle bringen. Das Spiel kippte. „Das war ein Schock für uns“, sagte Tiffany Dinges. „Weil wir es seit der letzten Saison überhaupt nicht mehr kannten, wie es ist, hinten zu liegen.“ Susi Erdmann schaffte mit einem Touchdown die 13:12-Führung für Berlin. Und als Maja Ziegler die Münchnerinnen wenig später wie Fahnenstangen stehen ließ, lagen die Kobra Ladies mit sieben Punkten vorn. Daran änderte auch der Touchdown von Niki Greil zum 18:19 kurz vor der Halbzeit nichts mehr, weil erneut Zusatzpunkte liegen gelassen wurden.


Wütende Münchnerinnen und ein wütender Head Coach: „Nach dem 12:0 haben wir aufgehört Football zu spielen“, schimpfte Shahram Fardin. „Das habe ich den Spielerinnen in der Pause gesagt. Aber sie haben genau das gemacht, was sie nicht tun sollten.“ Tatsächlich vergaben die Cowboys Ladies in der zweiten Halbzeit die Chance, das Match noch einmal zu drehen. „Wenn man zu viert nicht tackelt“, sagte Fardin, „kann man ein solches Spiel nicht gewinnen. Ein gutes Team wie Berlin darf man einfach nicht ins Spiel kommen lassen.“


Der Auftritt der Kobra Ladies in München war wirklich ziemlich abgezockt: Am Pfingstsonntag, kurz nach Mitternacht setzten sie sich in Berlin in den Bus, um in Richtung München zu fahren. Um elf Uhr standen sie im Dantestadion auf dem Feld, für zweieinhalb Stunden. Und gegen halb drei am Nachmittag saßen sie wieder im Bus – auf dem Rückweg nach Berlin.