Mitteilung von Munich Cowboys Ladies vom 11.09.2006

Krimi im 4. Viertel

Am verganenen Samstag standen sich im Halbfinale um den Ladies Bowl 2006 die Mülheim Shamrocks und Munich Cowboys Ladies im Mülheimer Ruhrstadion gegenüber, um den ersten Teilnehmer für das Finale zu ermitteln, das 14 Tage später an gleicher Stelle ausgetragen wird. Es war ein Spiel, das für beide Seiten an Dramatik nicht zu übertreffen sein wird, eher bot es ausreichend Stoff für eine spannende Hollywood-Verfilmung.

Berufsbedingt reisten die Ladies in dezimierter Besetzung an, ließen sich aber dadurch nicht von Ihrem festen Entschluss abbringen, in das Finale einzuziehen, um den Titel des deutschen Meisters zu verteidigen.

Von der ersten Spielsekunde an, kämpften beide Mannschaften hart, aber fair um jeden Zentimeter Raumgewinn, dennoch sollten diese Anstrengungen zunächst nicht mit Punkten belohnt werden. Sowohl die gelbe, als auch die weiße Offense versuchte ihr Spiel zu etablieren. Mal waren es Läufe durch die Mitte, über die Außenseiten, oder auch Pässe über verschiedene Distanzen, doch jedes Mal war die jeweils gegnerische Defense zur Stelle, um entscheidende Punkte zu vereiteln. So kam es dazu, daß man mit einem unerwarteten 0:0 in die Halbzeit ging.

Das nächste Viertel sollte es werden, doch auch hier bewegten sich beide Mannschaften zwar in die Nähe der Endzonen, doch das Sahnehäubchen genannt Touchdown, wollte einfach nicht gelingen. Das hieß noch einmal Seitenwechsel zum letzten Quarter und alle Kräfte mobilisieren, welche von den Kräften der heißen Sonne noch nicht verschlungen wurden. München war nun hochkonzentriert und motiviert, das Ei endlich in Mülheims Endzone zu versenken, doch zunächst sah es so aus, als sollte dieser Drive nicht belohnt werden. Endlich aber war es dann soweit: Münchens QB Eva Hütten nahm wortwörtlich die Sache selbst in die Hand, bahnte, cuttete sich einen Weg über die rechte Seite und beendete Ihren starken Lauf mit einem Touchdown zum 0:6. „Es war der wohl schönste Touchdown, den ich jemals gemacht habe“, sagte sie später.

Mit dem anschließenden PAT wollte man den Vorsprung zum wichtigen 7:0 ausbauen, doch Kickerin Tiffany Dinges verfehlte die Torstangen zu weit unten, es blieb also zunächst bei der Führung von 0:6. Jetzt bloß kein Risiko mehr eingehen, sondern diesen Spielstand halten und den ersehnten Schlusspfiff abwarten. Doch die Shamrocks wären nicht die Shamrocks, könnten sie nicht noch einmal alle Kräfte mobilisieren, um den Ausgleich zu erzielen. Nur ca. 5 Minuten vor Spielende suchten sich die Gastgeberinnen einen Weg, die gelbe Defense zu umlaufen und schafften mit einem langen Lauf eben diesen Ausgleich zum 6:6. Der anschließende PAT der Mülheimerinnen hätte ein Zeichen setzen können, doch wie eingangs erwähnt, folgte jetzt der Hollywood-Krimi: beide Teams standen konzentriert auf dem Feld, Auge in Auge an der Line, die Holderin in Position, die Kickerin hatte ihren Kickabstand ausgemessen und los ging es. Der Snap zur Holderin war leider zu hoch angesetzt, so daß diese Mühe hatte, ihn unter Kontrolle und endlich auf das Plate zu bringen. Diesen Moment nutzte Münchens CB Sabrina Bauer aus, überwand ihre Gegnerin und blockte den Schuss ab. „Im Training kam ich dem Kicker nie so nahe, aber heute bin ich so schnell wie noch nie gerannt!“, erzählte sie freudestrahlend.

CB Sabrina Bauer blockte den Extrapunkt der Gastgeberinnen Es blieb also vorläufig beim 6:6 und aufgrund der nur noch geringen Spielzeit und somit geringen Chance, noch in der regulären Spielzeit Punkte zu erzielen, mußten sich beide Teams schon mit dem Gedanken an eine Verlängerung anfreunden. Nach dem Kick Off der Shamrocks kam noch einmal die Münchner Offense aufs Feld und versuchte, um die letzten Minuten im Angriff zu nutzen. Erst sollte dies nicht gelingen, doch ein langer, zielsicherer Pass auf die fangsichere #11 Tina Feldmaier, den sie gelassen in Empfang nahm, brachte die Ladies nun in eine gute Ausgangsposition. Nach einem kurzen Timeout entschied sich Headcoach Shahram Fardin kurzerhand für ein Fieldgoal aus ca. 25 Yards Entfernung.

Die Ladies sahen jetzt nur noch ein Ziel vor Augen und positionierten sich für die letzten 6 Spielsekunden: die Linespieler um aufzuhalten, was die Shamrocks im Defense-Aufgebot hatten, um den Kick zu blocken, die Außenseiten um die Pocket zu schützen und trotzdem bereit für einen Fakespielzug zu sein. Es wurde kein Fake: der gelungene Snap durch Ramona Roith fand wie am Schnürchen die Hände von Sabine Gotsch, die den Ball perfekt positionierte, den Tiffany Dinges nur noch mittels Kick die rechte Richtung durch die beiden Torstangen wies.Der erlösende Schlusspfiff bedeutete den Endstand von somit 6:9. Es war ein durchweg tolles und in jedem Moment überaus faires Spiel, das beide Mannschaften abgegeben haben und das an Spannung wohl kaum zu überbieten sein dürfte.

Die Munich Cowboys Ladies bedanken sich bei dem verdienten Nordmeister 2006, den Mülheim Shamrocks, für das schöne Spiel und freuen sich auf ein Wiedersehen in der Season 2007. Ein Wiedersehen mit den Berlin Kobra Ladies wiederum, wird es nach diesem Sieg schon am 23. September geben. Die Kobras setzten sich im ebenfalls gestrigen, zweiten Halbfinale mit 48:12 gegen die Nürnberg Hurricanes durch. Die beiden Partien der Vorrunde gegen die Ladies konnte Berlin zwar für sich entscheiden, doch die Münchnerinnen haben nun erneut bewiesen, daß sie sich in brenzligen Situationen noch einmal konzentriert aufbäumen können und für jede Überraschung gut sind.