Am 30. Juli startet im finnischen Vantaa die vierte Weltmeisterschaft im American Football der Frauen. Deutschland ist zum dritten Mal in der Endrunde dabei und damit nach den USA, Kanada und Finnland eine der Nationen mit der längsten WM-Tradition bei den Damen. Erstmals allerdings wird die WM diesmal von Beginn an im KO-Modus gespielt, und im Viertelfinale trifft die AFVD-Vertretung am Samstag (um 18:30 Uhr deutscher Zeit) gleich auf den dreifachen Weltmeister USA.
Die USA gewannen bei allen bisherigen WMs die Finals jeweils gegen Kanada, zuletzt 2017 in Kanada mit einem 41:16 im Endspiel gegen die damaligen Gastgeberinnen. Für die US-Damen war dies der „knappste“ WM-Erfolg der Historie, in ihren neun WM-Spielen bisher erzielten sie 574 eigene Punkte (mehr als 60 pro Partie im Schnitt). Vor den Gegenpunkten in jenem Finale hatten sie nur einen einzigen gegnerischen WM-Touchdown hinnehmen müssen. Diesen Achtungserfolg gegen das Über-Team aus dem Mutterland des Sports hatten 2013 (ebenfalls im finnischen Vantaa) die deutschen Frauen feiern dürfen, als sie im Gruppenspiel gegen die Amerikanerinnen im ersten Viertel durch einen Touchdown-Lauf von Joan Osagie zwichenzeitlich auf 7:8 verkürzen konnten.
Die Partie damals wurde am amerikanischen Nationalfeiertag 4. Juli gespielt – und die US-Girls verstanden nach diesem nicht nur von den Deutschen, sondern auch den neutralen Zuschauern kräftig gefeierten Touchdown wenig Spaß und nahmen bis zum Spielende den Fuß nicht mehr vom Gas. Anders als beim ersten WM-Auftritt der Deutschen drei Jahre zuvor, als man gegen Kanada beim 12:20 den Sprung ins Finale nur knapp verpasste, war an eine Sensation da nicht zu denken.
Auch für die WM in diesem Jahr richtet sich der deutsche Blick realistischerweise auf andere Ziele als auf Gold-Träume. Gastgeber Finnland trifft in einem rein-skandinavischen Viertelfinale auf Schweden, womit ein europäisches Team garantiert im Halbfinale sein wird. Für das deutsche Team gilt es zum einen, sich achtbar gegen den Favoriten USA aus der Affäre zu ziehen, danach aber vor allem, wenn sich die Chance ergibt, gegen direkte europäische Konkurrenz zu spielen, dem eigenen Anspruch auch mit Siegen gerecht zu werden.
Am zweiten WM-Spieltag am Mittwoch, 3. August, geht es gegen Mexiko oder Großbritannien, die am Viertelfinalspieltag am Samstag das WM-Turnier mit der ersten Partie eröffnen. Mexiko und Großbritannien bestritten bei der letzten WM in Kanada 2017 bei ihrer jeweils ersten WM-Teilnahme das Spiel um Platz drei (19:8 für Mexiko) und schoben sich damit auf Anhieb in der internationalen Rangordnung vor Finnland. 2019 bei der letzten EM lagen Finnland, Großbritannien und Schweden mit je einem Sieg und einer Niederlage in den Spielen untereinander auf den Medaillenplätzen so hauchdünn beieinander, dass jede Mannschaft, die eine aus diesem Trio in einem direkten Duell schlagen könnte, den Anspruch erheben darf, Europas Nummer eins zu sein.
Das vierte Viertelfinale bestreiten Kanada und Australien. Die Australierinnen nehmen erstmals die lange Anreise zu einem internationalen Turnier auf sich. Für ihr Engagement werden sie mit dem im Vergleich zur deutschen Aufgabe gegen Weltmeister USA etwas leichterem Auftaktspiel gegen den Vizeweltmeister belohnt. Das deutsche Team geht auf dem Papier als Nummer acht ins Turnier – das Ziel ist klar: die richtigen sportlichen Argumente auf dem Feld dafür zu liefern, dass Deutschlands Frauen-Football mit der erweiterten Weltspitze mithalten kann. Ob mit einer Sensation im Viertelfinale, einem Erfolg am Mittwoch oder am Sonntag, 7. August, in den Finalspielen: Jeder Sieg erfüllt dieses Ziel.