Mitteilung von AFV Berlin vom 26.02.2006

"Football ist Leben im Zeitraffer"

Der Dokumentarfilm "Weekend Warriors" von Alexa Oona Schulz begleitet vier Spieler der "Berlin Adler" bei ihrem Kampf um den wichtigsten Titel in Deutschland - den GERMAN BOWL. Ein mitreißender Sportfilm und ein unterhaltsamer Film über Männer, die Gewinner sein wollen - im Sport und im Leben.

United we stand – devided we fall. In der Welt von American Football geht es um bedingungslosen Zusammenhalt und ums Gewinnen. Es geht um Ehre und Respekt und darum, seinen Mann zu stehen. Das sind alt hergebrachte Werte, die heute wieder populär sind.

American Football ist der Nummer Eins Sport in den USA. Aber das ist nicht alles: Auch viele Deutsche sind total verrückt danach. Der Film begleitet vier Amateur-Spieler aus dem Erstliga-Team der „Berlin Adler“ bei ihrem Kampf um den wichtigsten Titel in Deutschland – den GERMAN BOWL! Die Kamera ist überall dabei: auf dem Footballfeld und in der Umkleidekabine, zu Hause auf dem Sofa und im Büro, bei Jubel und bei Tränen.

Und geht der Frage nach: Warum eigentlich spielen Berliner American Football?

Statement der Regisseurin:

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich darauf kam, als Frau, einen Film über einen Haufen verrückter Muskelprotze zu machen, die sich gegenseitig auf den Kopf hauen. American Football, so habe ich entdeckt, stellt für die Spieler ein Modell für das Leben und den Tod und so ziemlich alle Emotionen dazwischen dar. Immer wieder habe ich gehört, dass Football genau wie das Leben ist - nur im Zeitraffer. Das hat mich berührt und fasziniert.

Weekend Warriors ist ein Film über Menschen, nicht über eine Sportart. Der Sport dient als Metapher.

Football ist ein hierarchischer Sport mit paramilitärischen Zügen. Er formt eine schwer durchschaubare, in sich geschlossene Welt mit eigenen Initiationsriten. Für die Protagonisten des Films stellt der Sport eine Parallel-Welt zum wirklichen Leben dar – eine bessere und einfachere Welt. Für sie ist Football ein System, das Struktur und Bedeutung gibt in einer Alltags-Welt, die chaotisch und hoch komplex ist. Im Football Team ist man Teil einer Familie und erfüllt eine klar umrissene Funktion, anstatt eine bloße Nummer in einem System zu sein, das man nicht versteht. Allerdings muss man sich dazu erst einmal unterordnen können. Und das ist nicht Jedermanns Sache.

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Inhaltsangabe:

Der Film portraitiert vier Spieler der „Berlin Adler“ während einer Football Saison bei ihrem Kampf um den deutschen Meistertitel. Der charismatische Cheftrainer aus Amerika, KENT ANDERSON (40), ist die Vaterfigur für die insgesamt 50 jungen Männer, die zur Mannschaft gehören. Kent predigt nicht nur Football-Weisheiten sondern immer auch ein bisschen amerikanische Kapitalismustheorie. Kein Wunder, denn American Football ist ein stark hierarchisch ausgerichteter Sport mit sehr militärischen Zügen.

Wer in der Mannschaft aufgenommen werden will, muss eine Initiationsprüfung (Rookie Taufe) bestehen. „Da geht’s um Dazugehörigkeit und Gruppenzwang“ beschreibt TILO (28) das Ritual. Tilo ist Geschäftsführer im Elektrogeschäft seiner Eltern. Und da er im Laden sein eigener Chef ist, fällt es ihm besonders schwer, sich in eine Gruppe einzugliedern und sich disziplinieren zu lassen. Dafür hat Tilo aber den nötigen Biss und den Killerinstink, den es braucht, um ein Spiel zu gewinnen. Für ihn ist Football eine Schlacht und er fühlt sich als Krieger. Mit ihm als Teamcaptain feiert die Mannschaft ihre ersten Siege.

JOHNNY (21), hat keine Probleme, sich unterzuordnen. Ihm ist das Team eine zweite Familie. Er ist einer der "Ballfänger" und glänzt im Spiel und bekommt dort Bestätigung und Anerkennung. Im wirklichen Leben ist es nicht ganz so einfach. Johnny weiß noch nicht wirklich, was er lernen oder studieren soll. Wenn er nicht trainiert, flüchtet er sich deshalb gern vor den Fernseher, spielt Playstation-Football oder sucht nach neuen Ideen, wie man in der heute komplizierten Jobwelt, eine gute Idee auf die Beine stellen kann.

Die Erfolgskurve der Mannschaft schwankt. Die Spieler seien nicht konzentriert genug, sie müssten Opfer bringen, wenn sie gewinnen wollten, predigt der Cheftrainer Kent immer wieder.

Für ein großes Opfer muss sich THOMAS (26) entscheiden. Er ist nur der zweite Quarterback (Spielemacher) im Team und wird fast nie eingesetzt. Das wurmt ihn. Als Polizeibeamter bei einer Einsatzhundertschaft ist er ständig im Schichtdienst eingespannt und kann oft gar nicht zum Training kommen. Außerdem hat er eine feste Freundin, mit der er eine Familie gründen will. Thomas hat viele Verpflichtungen und die lassen ihm nicht genug Raum für seine Football-Leidenschaft. Welches Opfer wird er bringen?

Ganz ähnlich hadert auch der übergewichtige HERBIE (29) mit sich. Er ist Fahrlehrer im elterlichen Betrieb und hat nur genug Zeit für seine Leidenschaft, wenn Mama ihm den Rücken freihält. Beim Football ist er einer von den dicken „Frontsoldaten“, die den Ballträgern den Weg frei räumen. Im Spiel gibt er den Harten und im Leben das Weichei, das von einer Freundin träumt, die so ist wie Mama. Bis er die aber gefunden hat, verbringt er seine Junggesellen-Freizeit am liebsten mit den anderen übergewichtigen „Frontsoldaten“. Sie gucken US-Football-Videos und essen Schokoladenpudding.

Für jeden von den Vieren hat Football eine ganz eigene Bedeutung: für Tilo steht der aggressive Kampf im Vordergrund, für Thomas die Strategie, für Johnny das Glänzen im Rampenlicht und für Herbie das Team als Familie. Aber für alle ist Football eine Welt mit einem traditionellen, konservativen Wertesystem, das ihnen Sicherheit gibt.

American Football ist Krieg, Strategie, Schachspiel auf dem Rasen, eine Choreographie, Familie, Erfolg und Misserfolg, Emotionen... American Football ist wie das Leben – nur im Zeitraffer.


Notizen zur Produktion

„You can undress now, guys, Alexa’s here“, rief Coach Kent seinen Spielern jedes Mal zu, wenn ich mit meinem kleinen Kamerateam vor den Spielen in der Umkleidekabine auftauchte. Bis mein independent produzierter Film endlich fertig war, und das dauerte immerhin zweieinhalb Jahre, haben wohl einige der Footballer gemutmaßt, dass ich den Dokumentarfilm einzig und allein deshalb drehte, um ungeniert nackte, muskulöse Männer beobachten zu können...

Ein halbes Jahr lang haben wir die Spieler mit unserer MiniDV Kamera verfolgt. Neben den privaten Geschichten sind wir zu Spielen nach Braunschweig und Dresden gefahren, nach Hamburg, Essen, Köln und einmal sogar bis Rothenburg o.d. Tbr. Im übervollen Team-Bus mussten wir uns ein freies Eckchen oder eine Treppenstufe erkämpfen. Und bei jedem Spiel haben wir mitgezittert und mitgejubelt. Denn bei dieser so intimen Zusammenarbeit haben wir die Adler bedingungslos in unsere Herzen geschlossen.

Ein Football Spiel dauert 3 bis 4 Stunden, die Vorbereitungszeit beträgt noch einmal 3 Stunden. Nach jedem Spiel waren wir mindestens so erschöpft wie unsere Protagonisten. Und einige „Hits“ haben wir am Spielfeldrand natürlich auch abgekriegt. Trotz allem hat es uns allen immer wieder unbändigen Spaß gebracht in diese so fremde Welt einzutauchen.

IM KINO ZU SEHEN:

16.-23. März 2006: Kinostart Berlin, Cinemaxx Potsdamer Platz, tgl. 20h und 23h

24.-30. März 2006: Lichtblick Kino, Berlin

23.Mai 2006: Frankfurt/Main, Naxoshalle, "Das Kino im Theater", 19:30h