Mitteilung von Munich Cowboys vom 02.08.2006

Von Berlin überrollt

Null zu neunzehn. Lang ist’s her, dass die Munich Cowboys Ladies derart Prügel bezogen haben wie am Sonntag in Berlin. Ladies-Sprecherin Tiffany Dinges grübelt, wann der Deutsche Meister von 2005 zuletzt höher verloren hat. „Das ist so lang her, da war ich noch gar nicht dabei“, sagt sie. Das 0:19, was noch schlimmer ist, war schon die zweite Schlappe in der laufenden Saison gegen Berlin Kobra Ladies. Die Niederlage kostete die direkte Qualifikation für das Bundesliga-Halbfinale. Und das, obwohl gegen Teams wie Nürnberg, Dresden oder Braunschweig/Bremen ausnahmslos hoch gewonnen wurde – 50:6, 59:0, 60:0. Ratlosigkeit, aber auch Anerkennung für die Leistung der Kobra Ladies: „Am Sonntag waren die Berlinerinnen einfach besser. Sie haben sich zurecht direkt für das Meisterschafts-Halbfinale qualifiziert“, sagt Tiffany Dinges. Die Cowboys Ladies haben hingegen einen steinigen Weg zur Titelverteidigung vor sich: Sie müssen sich über ein Viertelfinalspiel im Dantestadion (26./27. August) und ein Halbfinale auf fremden Platz (9./10. September) für den Ladies Bowl qualifizieren.


Die Gleichmäßigkeit des Sieges der Kobra Ladies belegt, dass die Cowboys Ladies wirklich chancenlos waren: 7:0 endete das erste Viertel, jeweils 6:0 das zweite und das vierte. Aufbäumen gegen die drohende Niederlage? Fehlanzeige. Es gibt ja solche Tage, an denen nichts, besser gesagt überhaupt nichts funktionieren will. Der Sonntag war für die Cowboys Ladies so ein Tag. Tiffany Dinges hat eine komplette Liste parat über alles, was nicht rund lief. Sie sagt: „Weder das Pass- noch das Laufspiel hat geklappt. (...) Oft waren es nur Inches to go – dann kam die Interception. (...)  Unsere Receiver waren von den Berlinerinnen gut gedeckt. (..) Unsere Läufe durch die Mitte waren nicht gut.“ Kurz gesagt, in der Skatspielersprache: Die Cowboys Ladies machten keinen Stich.

Die Ladies-Sprecherin rätselt weiter, wie es zu der schwachen Vorstellung kommen konnte: „Die Offense Line hat gehalten. (...) Unser Quarterback Sabine Gotsch hatte genügend Zeit, zu passen. (...) Die Berlinerinnen haben fair gespielt, es gab keine Verletzten. (...) Wir haben definitiv alles gegeben, es gab keine Aussetzer. (...) Wir sind Samstag Vormittag losgefahren, waren abends in Berlin. Und sind am Sonntag morgen ausgeruht zum Stadion gefahren.“ Selbst auf die Hitze von rund 30 Grad Celsius (beim Kick Off in Berlin um 12 Uhr mittags) lässt sich diese Niederlage nicht schieben: „Die war längst nicht so schlimm wie am vorigen Wochenende gegen Dresden.“

Vergebliches Forschen. Nein, in Wirklichkeit ist das Kräftemessen mit Berlin schon zuhause in München verloren worden. Im Dantestadion, beim Hinspiel am 4. Juni. Da hat man die Kobra Ladies unnötig aufgebaut. Da hatten die Cowboys Ladies komfortabel mit 12:0 im ersten Viertel geführt. Wenn sich zwei Spitzenteams gegenüberstehen, reicht ein solcher Vorsprung in der Regel, um als Erster über die Ziellinie zu gehen. Doch die Cowboys Ladies ließen die selbst für American Football auffällig großen, kräftigen und konditionell fitten Frauen aus Berlin noch einmal zurück ins Spiel finden – und wurden zum Dank überrollt. „Danach ging halt nichts mehr“, ärgerte sich Head Coach Shahram Fardin. „Ein gutes Team wie Berlin darf man einfach nicht ins Spiel kommen lassen.“

Jetzt, nach der erneuten Niederlage, bleibt viel Zeit zum Nachdenken, wie auch Teams vom Kaliber der Kobra Ladies in den Play Offs besiegt werden können. Bis zum Viertelfinale (wahrscheinlicher Gegner: Hamburg Amazons oder Hamburg Maniacs) sind es noch drei Wochen. Die erste davon ist trainingsfrei. Und Tiffany Dinges verspricht: „Wir versuchen, uns neu zu motivieren.“