Mitteilung von Munich Cowboys vom 22.08.2007

Ein Jahr des Neuaufbaus

Christian Djé, Head Coach der Munich Cowboys Ladies, saß ein paar Meter abseits von seinen 35 Spielerinnen am Fanartikel-Stand im Dantestadion. Mit 6:12 Punkten war das letzte Saisonspiel gegen Mülheim Shamrocks verloren gegangen. Der neue Trainer der Cowboys Ladies versuchte etwas Abstand zu gewinnen, versuchte das Auf und Ab der Saison 2007 einzuordnen. Seit ein paar Wochen schon steht fest, dass der Deutsche Meister im Frauen-Football von 2005 und 2006 seinen Titel in diesem Jahr nicht mehr verteidigen kann. Das betrübt die Verantwortlichen der Cowboys Ladies. Nicht zuletzt deshalb, weil sie am 23. September den Ladies Bowl, das deutsche Endspiel, in München organisieren. Die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre „nicht einfach aus den Händen zu geben", meinte ein nachdenklicher Christian Djé, sei der Grund gewesen, warum er kurzfristig als Head Coach einsprang.

Was die Trainer-Situation betrifft, war es eine ziemlich chaotische Saison für die Cowboys Ladies. Angefangen beim zweimaligen Meistertrainer Shahram Fardin, der in diesem Jahr einen seit langem geplanten Ausstieg vollzog. Mit Fardin hörten auch Co-Trainer Jan Radewald und herausragende Spielerinnen wie Quarterback Sabine Gotsch mit einem Schlag auf. Als neuer Head Coach kam der oft emotionsgeladene Chris Beckham. Der wollte „ein Spielsystem durchboxen", sagt Ladies-Leiterin Tiffany Dinges, „das für unser jetziges Team zu sehr auf Passspiel ausgelegt ist". Beckham hatte offenbar Probleme, sein Spielsystem verständlich zu machen. „Wichtig ist nicht, dass der Trainer etwas weiß", meint Djé, „sondern dass eine Spielerin dies versteht."

Nach dem ungeordneten Saisonverlauf ist der sportliche Erfolg 2007 durchwachsen. Auf dem vierten Platz der Südgruppe der Bundesliga sind die Cowboys Ladies gelandet, mit 8:12 Punkten. Dass nichts mehr war wie in den Vorjahren, blieb keinem Zuschauer im Dantestadion verborgen: Nicht das schnelle Aufbauspiel der Meisterjahre, nicht die Dynamik beim Tackeln, nicht die frühere Dominanz der Cowboys Ladies auf den Außenbahnen. Und doch sehen Trainer, Betreuer und Spielerinnen ihr Team wieder auf dem Weg nach oben: „Es war halt ein Aufbaujahr", sagt die erfahrene Simone Dietrich, die seit fast genau zehn Jahren dabei ist. „Nächstes Jahr schaut’s anders aus", glaubt Physiotherapeut Bernd Laverick.


2007 – das war auch eine Saison der Verletzungen. Beim Ladies-Football geht es hart zur Sache. Doch drei Viertel des aktuellen Kaders sind Rookies. Spielerinnen also, die erst ein paar Monate, einige erst seit ein paar Wochen dabei sind, berichtet Christian Djé. Dieser Mangel an Erfahrung und Training war wohl einer der Gründe, warum sich im Saisonverlauf zwölf Münchnerinnen schwer verletzten. Die Verletzungen seien nicht im Training passiert, erklärt Tiffany Dinges, sondern meist infolge von Ermüdungen entstanden.


Trotz der „schweren Saison", die Ladies-Leiterin Tiffany Dinges beklagt, wird im Umfeld weiter erfolgreich gearbeitet: Zu Saisonbeginn konnte mit einer bekannten Hotelkette ein neuer Hauptsponsor gewonnen werden. Zudem geben die Ladies eine eigene Stadionzeitung heraus, für die in mühevoller Kleinarbeit knapp zwei Dutzend Anzeigenkunden gefunden wurden. Die Organisation des Ladies Bowls ist ein weiteres Beispiel für das überdurchschnittliche Engagement der Football-Spielerinnen.


„Nicht alles aus den Händen geben!", mahnt Christian Djé. Der 31-Jährige sieht die Verantwortung für das Ganze. Wie jeder Head Coach im Frauen-Football müsse aber auch er sich auf einen Trainerstab stützen können. Das sei die Voraussetzung für ihn, weiterzumachen. „Andere Bundesligisten haben vier oder sechs Trainer", sagt Djé. Er selbst war drei Jahre lang Teil des erfolgreichen Trainerstabs um Shahram Fardin und trainierte in dieser Zeit die Running Backs der Cowboys Ladies. „Wir kannten ihn schon", sagt Simone Dietrich und lacht. Sie beschreibt damit die wohl wichtigste Voraussetzung für einen Coach im Frauen-Football: „Er weiß, wie man mit den Mädels umgehen muss." Wie das funktioniere, meint die Nummer 55 der Ladies, sei „zu kompliziert, um es in einem Satz zu beschreiben."

(Jörg Schmilewski)