Bericht aus dem Stadionheft 97 der Hanau Witches
Irgendein beliebiger Montag 18:00 Uhr
(oder Mittwoch… oder Freitag…)
Der Kampf mit dem inneren Schweinehund beginnt. Gibt es wirklich keinen plausiblen Grund, heute nicht ins Training zu gehen? Doch man weiß eigentlich jetzt schon genau, daß man sowieso gehen wird. Es ist eben ein Trainingstag. Basta! Wir suchen unser meist noch dreckiges Trainingszeug zusammen, stopfen alles ins Auto und machen uns auf den Weg.
19:00 Uhr
Ankunft am Stadion, der Streß beginnt. Parkplatz suchen, Pads auspacken, Leute begrüßen. Die verbleibenden Minuten werden noch mal ausgenutzt um zu tratschen oder die so unglaublich konditionsfördernde letzte Zigarette zu rauchen.
19:15 Uhr
Der Weg zum „Mosquito-Patch“ (bürgerlich Schutzhütte hinter dem Herbert-Dröse-Stadion) wird angetreten. Auf dem Weg zählen wir die kleinen ekelhaften grünen Würmer, die sich von den Bäumen auf uns abseilen. Letzte Anti-Schnaken-Vorkehrungen werden getroffen. (Babs, bitte NIE MEHR, Dein Anti-Mücken-Zeug für Pferde. Danke…)
19:25 Uhr
Voll motiviert (oder so ähnlich, jedenfalls..) betreten wir den Platz. Matze, unser Coach, steht grinsend auf dem Platz (was nicht immer ein gutes Zeichen ist…)
19:30 Uhr
Das Training beginnt. Two lines, 1 Runde, Aufwärmen, Jumping-Jacks, Twisters und Dehnübungen gehören zum Standardprogramm. Nachdem alles locker und geschmeidig ist, geht’s mit den Individuals los. Passempfänger laufen ihre Routen, die Line geht an den Schlitten, die Runningbacks trainieren ihre Hand-Offs und die Defense macht Tackling-Drills. Nach kurzer Zeit liegen manche hilflos zappelnd auf dem Boden, teils aus Frust über den zum 10. Mal mißglückten Passfang oder wegen leichtem Schädeldröhnen, weil man die Birne zum x-ten Mal wieder nicht unten hatte. Da hilft nur aufstehen, Zähne zusammenbeißen und wieder dran.
Beim anschließenden Scrimmage heißt es dann Offense gegen Defense. Jeder Teil des Teams holt sich bei ihren Coaches noch mal ein satte Ladung Anpfiff ab. Das Motto scheint heute zu heißen: „Denn sie wissen nicht was sie tun“ und das einzig wirksame Mittel dagegen sind Push Ups (Liegestütze) und das ganze noch mal von vorn!
Manch sehnsüchtiger Blick wendet sich an die Zuschauer oder verletzten Spielerinnen neben dem Feld. „Wie spät ist es denn?“ Doch die Zeit scheint stillzustehen. Dann das erlösende „Letzter Spielzug!“ von Matze. Doch die Freude währt nur allzu kurz!! Das Kommando „Alles an die Sideline!!“ läßt uns das Blut in den Adern gefrieren und man kann den kollektiven Haß gegen unseren Headcoach spüren.
Was jetzt kommt steht der spanischen Inquisition an Folter kaum nach. Sprints und das nach (!!) dem Training. Erfahrene Trainer behaupten nach wie vor, daß dies gut für uns sei. Dankeschön !!
21:00 Uhr
Es ist vollbracht! Völlig verschwitzt, stinkend und dreckig schreien wir unser Abschlußhuddle in die Nacht. Puuuh, jetzt den ganzen Weg wieder zurück zu den Autos, aber auch das geht noch. Schließlich besteht ja immerhin die Möglichkeit, daß jemand Geburtstag hat und Sekt auf uns wartet. Aber auch ohne Sekt setzen wir uns gemütlich zu „Steve’s“ ins „Home of the Witches um etwas zu trinken und uns die mühsam abtrainierten Kalorien mittels Chicken Wings, Sandwiches oder Schnitzel wieder anzufuttern…
Mancher wird uns sicher für verrückt erklären, diesen Streß dreimal die Woche freiwillig durchzustehen. Aber der Streß ist ja nicht alles! Trotz aller Unterschiede, wie Alter ( 16 – 38 Jahre), Größe (1,55 m – 1,80 m) Gewicht ( 45 kg – 125 kg), Beruf, usw. haben wir eines gemeinsam, nämlich die Sucht Football zu spielen. Es ist nicht nur das Team, das die ganze Atmosphäre ausmacht, auch das Private kommt dabei nicht zu kurz, keine Bange. Es gibt immer wieder Gründe, eine „Operation P“ ( P wie Partyyyyy!!) ins Leben zu rufen. Man muß sich nur die Fotos der legendären Bad Taste Party im letzten Dezember anschauen und weiß, daß es einfach geil ist mit im Team dabei zu sein.
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