Mitteilung von AFVD vom 02.03.2007

AFVD wächst weiter

Eigenes Leitbild ein Schritt im Wandel zu einem »modernen« Sportverband

Am 3. März findet in Frankfurt/Main die diesjährige Bundesversammlung des AFVD statt. Die Bundesversammlung ist als Versammlung der Landesverbände die wichtigste Tagung innerhalb des Verbandswesens, hier legt das Präsidium Rechenschaft über die Arbeit des vergangenen Jahres ab, stellt die Etatentwürfe für das Folgejahr zur Abstimmung und diskutiert mit den Delegierten aus den Ländern die Ausrichtung der Verbandsarbeit für die kommenden Jahre. Präsidiumswahlen stehen in diesem Jahr turnusgemäß nicht an, auf der Tagesordnung steht am Samstag dafür unter anderem die Verabschiedung des »Leitbildes des AFVD« im Mittelpunkt.

Der Entwurf dieses Leitbildes war im letzten Jahr vorgestellt worden und ist seither in den Landesverbänden weiter diskutiert worden. Nach kleineren, redaktionellen Änderungen sollen die sieben Grundsätze, an denen der Verband seine Aktivitäten aurichten will, nun formell beschlossen werden.

Als Ziele definiert der AFVD:
- humanen Leistungssport: Wettkämpfe zwischen Teilnehmern, die sich gegenseitig als Mensch und Individuum respektieren und ihre Leistung ohne Zuhilfenahme verbotener Mittel erreichen
- gesundheitsbewussten Breiten- und Freizeitsport: ein nicht nur zum Zwecke der Nachwuchsförderung für den Leistungssportbereich dienender Sportbetrieb, der Gesundheitsförderung und soziale Kontakte der Teilnehmer in den Vordergrund stellt
- professionellen Sport: in dem Sinne, dass Sportlern die bestmöglichen Rahmenbedingungen für die Erreichung ihrer Ziele geboten werden sollen, nicht notwendigerweise ist damit Berufssport gemeint
- europäischen und internationalen Sport: Sport als Beitrag zur Vertiefung der europäischen Einigung und zum friedlichen Zusammenleben der Völker
- Kinder- und Jugendarbeit: die Förderung des Nachwuchses, bei der aufgrund des im Football mehr als in anderen Sportarten ausgeprägten Teamsport-Gedankens neben den athletischen Fähigkeiten auch soziale Kompetenz vermittelt werden kann
- mündige Athleten: verantwortungsbewusste Sportler, die ihre Disziplin mit überdurchschnittlicher Überzeugung und Hingabe betreiben
- selbstbestimmten demokratischen Sport: ein geordnetes und von gegenseitigem Respekt getragenes Zusammenwirken aller Beteiligten

Neu ist nur, dass die Ziele nun konkret formuliert wurden, die allermeisten Spieler, Trainer und Funktionäre dürften ihr Tun ohnehin schon immer an ähnlichen Vorgaben ausgerichtet haben. Die Aufstellung des Leitbildes ist aber nur ein Teil eines Wandels, den der AFVD seit etwa einem Jahrzehnt durchlebt, und in dessen Verlauf er bereits spürbar gewachsen ist. So beträgt der Etat für 2007 mit rund 400.000 Euro etwa das Zehnfache dessen, was Mitte der 90er Jahre zur Verfügung gestanden hat, und die Zahl der registrierten Vereinsmitglieder nähert sich inzwischen der Marke von 30.000, wofür ein durchschnittlicher Zuwachs von rund sieben Prozent jährlich sorgt.

Gestiegen sind dadurch aber auch die Anforderungen an den Verbandsapparat. Anders als vor zehn Jahren ist der Etat für die Aufgaben nicht mehr rund zur Hälfte durch Beitragseinnahmen zu decken, diese machen derzeit mit rund 70.000 Euro nur noch einen Sockelbetrag aus. Weit über 300.000 Euro aber werden durch die Aktivitäten des Verbandes erwirtschaftet, sei es über Lizenzerlöse für Veranstaltungen oder die Ligen, Vermarktungsvereinbarungen wie den Vertrag mit einem Balllieferanten oder über die bei Lehrgängen erzielten Mehreinnahmen.

Anders als noch vor zehn Jahren sind heute Nationalmannschaften im Tackle-, Jugend oder Flag-Bereich kontinuierliche Projekte, was den personellen Bedarf weiter erhöht. So steht der AFVD im Rahmen seines Wandels derzeit an der Schwelle dazu, die ehrenamtliche Struktur durch hauptamtliche Mitarbeiter zu ergänzen. Einige andere europäische Football-Verbände, allesamt kleiner als der AFVD, können dank anderer staatlicher Regelungen stärker auf hauptamtliches Personal zurückgreifen. Dem AFVD stehen erst seit letztem Jahr Förderzuschüsse des Bundes zu, die wiederum die Basis dafür sind, künftig auch Personalzuschüsse zu beantragen. Mittelfristig soll aber bald der Leistungssportbereich durch hauptamtliche Mitarbeiter verstärkt werden.

Die Anforderungen dort sind am stärksten gewachsen, nicht nur durch die Teilnahme der Nationalmannschaft an der WM in Japan in diesem Sommer. Allein der Trip nach Japan hat mit einer inzwischen knapp dreijährigen Vorbereitungszeit viele personelle Ressourcen im Verband gebunden. Andere, ähnliche Projekte werfen bereits ihre Schatten voraus: Anfang 2008 soll die Junioren-Nationalmannschaft als Vize-Europameister an der Global Junior Championship in den USA teilnehmen. Für 2009 ist erstmals eine Junioren-WM geplant, und es verdichten sich die Anzeichen, dass auch diese in den USA stattfinden könnte. Im Rahmen der Beratungen der Bundesversammlung zu den Aktivitäten im Vier-Jahres-Zyklus bis 2009 wird es daher auch um den Vorschlag des Hauptausschusses gehen, diese beiden Projekte in jedem Fall zu verfolgen, auch wenn sie zu einer finanziellen Mehrbelastung des Verbandes im sechsstelligen Bereich führen können.

Und selbst so eine Selbstverständlichkeit wie die ebenfalls auf der Tagesordnung stehende Verabschiedung der neuen Anti-Doping-Verordnung, die sich an den Vorgaben der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) ausrichtet, ist nicht ohne Auswirkungen auf die personellen und finanziellen Ressourcen des Verbandes. Künftig sollen Sportverbände nämlich dafür sorgen, dass sie für alle ihre Kaderathleten eine Meldung an die NADA übermitteln, wenn diese für mehr als 24 Stunden ihren Aufenthaltsort wechseln. Eine zusätzliche Verwaltungsaufgabe, die die großen olympischen Sportverbände mit ihrem derzeitigen Apparat bewältigen können, für die der AFVD aber wieder ganz neue Strukturen aufbauen muss. Die Verabschiedung der Verordnung ist aber wiederum auch Voraussetzung dafür, weiter in den Genuss der staatlichen Förderung zu kommen. Diese und andere staatliche Vorgaben zwingen einen Sportverband moderner Prägung ganz einfach dazu, sich stärker auch auf hauptamtliche Kräfte zu verlassen. Das Präsidium des AFVD ist daher dazu entschlossen, den eingeschlagenen Weg in diese Richtung auch fortzusetzen.