Mit 21:06 gewinnen die Berlin Kobra Ladies auch ihr drittes Spiel in der Saison 2019 und führen damit die Nordstaffel der 1. Damenbundesliga wieder an.
Zum zweiten Heimspiel in diesem Jahr gastierten die Hamburg Blue Devilyns im Stadion Wilmersdorf und brachten nicht nur lautstarke Unterstützung auf der Tribüne mit, sondern auch muckelige 32 Grad im Schatten. Letzterer ist zum Kickoff um 15.00 Uhr auf dem Spielfeld naturgemäß nicht allzu präsent, sodass die Spielerinnen beider Teams in Pad und Helm den Kampf um den ovalen Ball tatsächlich unter weitaus höheren Temperaturen annahmen.
Die Hamburg Blue Devilyns kehrten dieses Jahr nach einem längeren Intermezzo in der 2. Damenbundesliga zurück in die höchste Spielklasse, wo sie bisher gegen Kiel gewinnen konnten, gegen die Hamburg Amazons zuletzt jedoch zwei Niederlagen einstecken mussten. Mit dem überzeugenden 40:00-Sieg gegen die Berlin Knights Ladies gingen 42 Spielerinnen der Kobra Ladies dagegen ins Spiel.
Zwar starteten die Devilyns mit dem Angriffsrecht ins Spiel, nach einem durch LB #25 Ariane Parusel abgefangenen Pass wechselte das Angriffsrecht nach drei Spielzügen jedoch gleich wieder. Weil der Ball durch die Verteidigung an die Hamburger 15 Yard Linie getragen wurde, reichte ein Lauf von RB #24 Susanne Erdmann aus, um die restliche Distanz in die Endzone zu überbrücken. Dank dem präzisen Kick von #23 Jessica Sonnenberg stand es dann relativ schnell 07:00 für die Kobra Ladies.
Die Antwort der Hamburgerinnen lautete: Run, Devilyns, run! Runningbacks und Quarterback trugen den Ball zwar immer wieder erfolgreich nach vorne, die Kobra Ladies-Defense hielt jedoch dagegen und konnte so Punkte der Gäste verhindern. In der Folge sahen die Zuschauer, dass die Verteidigungen mit Hitze und Gegner einen Ticken besser zurecht zu kommen schienen als die jeweiligen Offenses. Da half es den Gastgeberinnen auch nicht, dass sie im zweiten Quarter in einem Drive mit Pässen auf die WR #85 Jule Hollerbaum und #21 Antonia Wustrau über 30 beziehungsweise 25 Yards überbrückten und RB #23 Jessica Sonnenberg den Ball mit einem sehenswerten Lauf über 30 Yards bis an die Hamburger 15 Yard Linie trug. 10 Yards später war dann für den Angriff der Hauptstädterinnen Schluss.
Das deutlich sichtbare Manko an diesem Tag war wohl, dass sich die Kobra Ladies für ihre schweißtreibende Arbeit auf dem Feld nicht selbst mit Punkten belohnten. Wenn das Wetter und die immer besser eingestellte gegnerische Verteidigung zu schaffen macht, ist es gut, wenn man sich auf die eigene Defense verlassen kann. Die ließ bis zur Halbzeit nichts anbrennen und zwang die Devilyns immer wieder zu punten. Insgesamt ließ die Verteidigung nur 88 Yards der Hamburgerinnen zu. Deshalb ging es mit dem knappen 07:00 in die Halbzeit und zum Wasserfassen.
Dass die Hanseatinnen am Anfang des zweiten Durchgangs wieder vermehrt auf das Passspiel setzten freute vor allem die #4 auf Berliner Seite. DB Nadja Pechmann war schneller am anfliegenden Ball als die designierte Devilyns-Passempfängerin und trug die Interception bis an die 25 Yard Linie der Hamburgerinnen zurück. Aber nach wie vor schienen die Kobra Ladies zu viel Respekt vor der gegnerischen Endzone zu haben, denn auch ein kompletter Pass auf WR #11 Jaqueline Behrendt reichte im vierten Versuch nicht zu einem first down. Erneut passte dafür die Defense auf und ließ die Devilyns ebenfalls nicht über 10 Yards kommen. Dann aber durfte das Scoreboard doch noch angepasst werden: RB #24 Susanne Erdmann setzte auf die insgesamt 278 Yards der Kobra Ladies-Offense nochmal satte 40 Yards drauf, um mit ihren Teamkolleginnen in der Endzone erst den 13. Punkt des Tages und dann das 14:00 zu feiern.
Dass Hamburg nicht gewillt war, punktelos in den Norden zurückzufahren, zeigten sie zu Beginn des letzten Quarters. In einem sehenswerten Drive bewegten sie Ball und Berliner Defense immer weiter über das Feld, ehe sie sich mit einem gefangenen Pass in der Endzone verdientermaßen über die Punkte freuen konnten. Weil der Extrapunkt maßgenau an den Torpfosten gesetzt wurde, stand es danach 14:06 aus Sicht der Gastgeberinnen.
Diese zeigten im direkten Gegenzug, dass es in einem Footballteam neben Offense und Defense auch gut gecoachter Special Teams bedarf. Abermals war es RB #24 Susanne Erdmann, die als Returner für den folgenden Kickoff der Devilyns bereit stand und die Blockingarbeit ihrer Mitspielerinnen für einen Kickoff Return Touchdown nutzte.
Die letzten Angriffsbemühungen der Hamburg Blue Devilyns gingen in der Verteidigungsarbeit und einem Sack von DE #73 Kim Knaebel unter, ehe dann der Schlusspfiff dieser heißen Partie ertönte.
Headcoach Lukasz Kroll sah den Nachmittag als insgesamt sehr gelungen: „Das harte Spiel hat uns so einiges abverlangt. Die Hamburger haben physisch gespielt und das Wetter war alles andere als footballerinnenfreundlich. Die Defense hat ihren Job gewohnt imposant erledigt und wir Offense-Coaches haben letztlich unseren Angriff erfolgreich daran erinnert, dass sie sich für die Anstrengungen auch gerne mal selbst belohnen dürfen. Den Ball immer wieder über das Feld bewegen und dann doch kurz vor der Endzone gestoppt zu werden, kann an einem knabbern. Aber am Ende haben meine Spielerinnen gezeigt, dass sie auch finishen können.“ Kroll war gerade unter diesen Umständen froh, auf einen großen Kader zurückgreifen und über 40 Spielerinnen Einsatzzeit auf dem Feld geben zu können.
Auch dem Gegner hatte er Anerkennung zu zollen: „Die Blue Devilyns haben als Aufsteiger einen großen Kampfgeist bewiesen und sich mit diesem Drive den Ehrentouchdown redlich verdient. Zudem beeindruckt mich ihre Fairness. Man sieht es selten, dass das Gastteam beim Einmarsch des Heimteams an der Sideline steht und applaudiert. Auch wenn die Rivalitäten im Frauenbereich nicht ganz so groß sein mögen wie bei einigen Männerteams, so hat für solch ein Verhalten jede Sportlerin den größten Respekt verdient.“
Für die Kobra Ladies steht bereits in zwei Wochen das nächste Duell mit einem Hamburger Team an. Am 29. Juni ist das andere hanseatische Team, die Hamburg Amazons, im Stadion Wilmersdorf zu Gast.