Berlin, Berlin, wir bleiben in Berlin! Mit diesem Gesang feierten sich die Kobra Ladies nach dem 14. Finaleinzug in Folge selber und wiesen damit die Zuschauer zugleich dezent darauf hin, dass in zwei Wochen im heimischen Stadion Wilmersdorf der Ladiesbowl XXVIII stattfinden wird. Den Startplatz im Finale der Damenbundesliga verdienten sie sich zuvor mit einer grandiosen Defenseleistung und einem 19:10-Sieg über die Cologne Falconets. Und: Huiuiui, war das spannend!
Die Neuauflage des letztjährigen Halbfinales wurde diesmal im Berliner Mommsenstadion ausgetragen. Die Kobra Ladies wollten Stätte und Spiel nutzen, um auf auf die Wichtigkeit von Brustkrebsvorsorge aufmerksam zu machen und die durch leicht erhöhten Eintritt und durchgeführte Tombola erzielten Einnahmen an Pink Ribbon Deutschland zu spenden, dem Verein, der sich genau für dieses Thema einsetzt. Geladen waren Gäste wie die.mammo.mädels und Matthias Schafhauser, der Geschäftsführer von Pink Ribbon Deutschland, der in der Halbzeitpause über das Projekt informierte.
Um die Farbe Pink wurde auch der Dresscode der Gastgeberinnen erweitert. Die Kobra Ladies betraten mit farblich auffälligen Socken und Accessoires das Feld, auf dem die Falconets für den Kick Off Return warteten. Die beiden Teams lieferten sich im letzten Jahr bereits ein knappes Spiel, bei dem die Kobra Ladies schließlich mit 27:14 siegten. Man hatte sich zwar auf die Domstädterinnen gründlich vorbereitet, wusste aber deswegen auch, dass die Falconets nicht hergekommen waren, um sich kampflos die Flügel stutzen zu lassen.
Die Kölnerinnen legten auch gleich mit ihrem Passangriff los, mussten aber den ersten Dämpfer hinnehmen, als DB #4 Nadja Pechmann mit einer Interception an der eigenen 35 Yard Line ihrer Offense den Ball verschaffte. Zwischen den Kobra Ladies und der Endzone lag nun mehr als die Hälfte des Feldes und OC Marco Schottstädt hatte offensichtlich angeordnet, dort schnellstmöglich aufzuschlagen. QB #88 Natalie Schlittermann trieb ihre Offense und die gegnerische Verteidigung im No-Huddle-Modus über das Feld, RB #23 Jessica Sonnenberg und WR #2 Leonie Heyde erliefen bzw. fingen Pässe zum First Down. Weil ein vierter Versuch aber nicht die erhofften Yards brachte, kam die Kölner Offense kurz hinter der Mittellinie wieder in Ballbesitz. Die Falconets setzten weiter auf das Kurzpassspiel und schickten immer wieder ihren flinken Runningback auf Reisen. Mit letzterer hatte die Defense der Hauptstädterinnen zunächst so ihre Problemchen, nicht aber mit einem der folgenden Pässe, der von LB #25 Ariane Parusel abgefangen und über 25 Yards zurückgetragen werden konnte. Weitere 30 Yards erlief RB #24 Susanne Erdmann und legte den Ball an der 5 Yard Line ab. Von dort aus wollte es den Kobra Ladies in 4 Versuchen nicht gelingen, den Ball in die Endzone zu bringen, zu flink und wach war zu diesem Zeitpunkt die Defense der Falconets.
Danach verschafften sich die Kölnerinnen durch ihr Kurzpassspiel zwar wieder etwas Raum, mussten den Ball nach der nunmehr dritten Interception durch DB #8 Laura Biele aber 22 Yards vor ihrer Endzone wieder abgeben. Jetzt konnten die Kobra Ladies die aussichtsreiche Feldposition endlich ausnutzen und mit einem Pass auf WR #85 Jule Hollerbaum die ersten Punkte feiern. Jedoch ging es nicht ganz planmäßig weiter, denn anstatt den Ball zum siebten Punkt durch die Stangen zu kicken, blockte Köln den Kick und trug ihn über das gesamte Feld zum 06:02 in die für die Berlinerinnen absolut falsche Endzone zurück. Nach dem anschließenden Kick Off endete das aus Sicht des neutralen Zuschauers höchst unterhaltsame erste Viertel.
Im zweiten Quarter zeigten die beiden Verteidigungen, dass es der schlaue Spruch „Offense wins games, Defense wins championships“ nicht ganz ohne Grund in den täglichen Sprachgebrauch eines jeden Defense-Coaches geschafft hat. Zwar konnte die jeweilige Offense immer wieder marschieren, zum Abschluss reichte es aber nicht. Stattdessen lernten die Angriffsspielerinnen beider Teams in diesem Quarter nur allzu oft das sanfte Grün des Spielfeldes auf die harte Tour kennen, denn diverse Tackles und Hits sorgten dafür, dass jedes First Down hart erkämpft werden wollte. Bezeichnenderweise sorgte Nadja Pechmann mit ihrer zweiten Interception und einem Return über knappe 40 Yards dafür, dass es zur Halbzeit 12:02 aus Sicht der Gastgeberinnen stand.
Dass man sich auf solch einem Ergebnis nicht ansatzweise ausruhen konnte stand außer Frage. Und so wollte man auf Seiten der Kobra Ladies nach dem Kick Off Return zur zweiten Halbzeit eigentlich wie die Feuerwehr loslegen. Dagegen hatte allerdings die Defense der Falconets etwas und pflückte eine Interception kurzerhand aus der Luft. Es folgte ein lang andauernder Drive der Kölnerinnen, in dem sie sich durch kurze Pässe und immer wieder die Outside Runs mühsam vorwärts bewegten. Dank der Kobras-Defense kamen sie damit jedoch nicht über die Mittellinie und mussten sich per Punt vom Ball trennen. Der misslang zwar und brachte die Kobra Ladies in gute Feldposition, aber auch diese mussten sich punktelos vom Ball trennen. Immerhin kullerte der gepuntete Ball bis knapp 20 Yards vor die Falconets-Endzone.
Mit Übergang zum letzten Spielviertel musste das Spiel aufgrund einer längeren Verletzungspause unterbrochen werden. Aus der Zwangspause kamen die Kölnerinnen zwar mit dem Ball heraus, die Kobra Ladies aber im anschließenden Spielzug mit der fünften Interception, abermals durch Laura Biele. Die aufreibende Spielweise beider Defenses schien sich jetzt so langsam bemerkbar zu machen und die Müdigkeit sich einzuschleichen, denn es folgte jeweils ein weiterer Punt. Das Ergebnis und damit die Uhr sprachen zu diesem Zeitpunkt für die Kobra Ladies. Das wussten aber auch die Gäste und bei 3 Minuten auf der Uhr standen sie nach zwei Pässen auf einmal in der Berliner Endzone. Weil die Two Point Conversion mittels erneutem Pass auch noch erfolgreich war, stand es auf einmal 12:10.
Zwar bekamen die Kobra Ladies mit dem Kick Off nochmals den Ball, bei weniger als 2 Minuten verbleibender Spielzeit mussten sie sich mit einem langen Punt jedoch nochmal vom Ball trennen. Als sich die Falconets gerade wieder daran machten, ihren Passangriff auszupacken, machte LB #49 Stepanida Chepkasova das halbe Duzend Interceptions auf Seiten der Kobra Ladies perfekt.
Jetzt musste nur noch die Uhr wortwörtlich runtergelaufen werden. OC Marco Schottstädt schien aber gefühlt außer Acht zu lassen, dass seinem Angriff zu diesem Zeitpunkt über 45 Minuten aufreibende Spielzeit in den Knochen und Beinen steckte. Er machte weiter Druck und ließ die Offense vor allem durch die tatkräftige Arbeit der Offense Line Play für Play und Yard für Yard in Richtung Endzone wandern. Susanne Erdmann sorgte dann Sekunden vor Schluss für den jetzt sicheren 19:10 Endstand.
Mit nicht mehr ganz taufrischer Stimme attestierte DC Jan Avram seinem Team, was die Zuschauer in diesem überaus spannenden Spiel bereits sehen konnten: „Ich bin stolz darauf, dass pünktlich zu den entscheidenden Spielen in der Saison die Secondary der Defense dort ist, wo sie gebraucht wird“. Mit sechs Interceptions sorgte die letzte Reihe der Verteidigung für die emotionalen Highlights. Von diesen gab es aber auch für die Offense genug. OC Marco Schottstädt fehlte es ebenso wie seinem Kollegen an Stimmkraft, als er das knappe Spiel für seine Offense zusammenfasste: „Am Ende war es die Willenskraft, denn die braucht man definitiv, um nach so einem Spiel einen so kraftraubenden letzten Drive hinzulegen“.
Zwei Wochen haben die Kobra Ladies jetzt Zeit, um sich auf das Finale am 21.09.2019 im Stadion Wilmersdorf vorzubereiten. Dort treffen sie auf das zweite Team aus der DBL Süd, die Stuttgart Scorpion Sisters. Diese konnten die Regular Season auf dem ersten Platz in der Südstaffel abschließen und im zweiten Halbfinale die Hamburg Amazons mit 16:00 bezwingen. Die Ergebnisse aus den Halbfinals sollten spätestens jetzt jeden Interessierten davon überzeugen, dass ein spannender Ladiesbowl XXVIII ansteht.